RSS-Forschungspreis für neue Lidartechnik zur Wolkenforschung

Leipzig, 04.12.2025

Leipziger Forscher erhält Ehrung für Dissertation zu neuer Fernerkundungstechnik

 

 

Potsdam/Leipzig. Der Forschungspreis der Reinhard-Süring-Stiftung geht 2025 an den Leipziger Atmosphärenforscher Dr. Cristofer Jiménez für seine Beiträge zu einer Fernerkundungstechnik, die es möglich macht, die Wechselwirkungen zwischen Partikeln und Wolken deutlich besser als je zuvor zu untersuchen. Das sogenannte Dual-Field-of-View-Polarisationslidar basiert auf zwei unterschiedlichen Öffnungswinkel, mit denen die Reflexionen der Laserstrahlen in der Atmosphäre beobachtet und verglichen werden. Mit dem Forschungspreis der Reinhard-Süring-Stiftung werden aller drei Jahre junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für eine hervorragende Arbeit auf einem Teilgebiet der Meteorologie ausgezeichnet. 2025 wurde der Preis für „Neue Techniken, Verfahren und Anwendungen der Fernerkundung der Atmosphäre“ vergeben.

 

Die Dual-Field-of-View-Polarisationslidartechnik ist vergleichbar mit einer Kamera mit zwei Objektiven mit unterschiedlichen Öffnungswinkeln (Gesichtsfelder; englisch „Field-of-Views“). Dadurch können die Reflexionen des Laserlichts aus unterschiedlichen Winkeln empfangen werden und damit der Mehrfachstreuungsprozess untersucht werden. Aus diesen Messungen lassen sich dann z.B. die Größe der Wassertropfen in den untersten Bereichen der Wolke bestimmen.

„Die neue Dual-FOV-Lidartechnik liefert erstmals robuste und genaue mikrophysikalische Informationen zur Flüssigphase in Wolken durch aktive Fernerkundung“, betont Dr. Albert Ansmann vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), der die Arbeit betreut hat. Die innovative Technik hat bereits weitere Gruppen in Europa, Amerika und vor allem in China dazu motiviert, diese Methode zu übernehmen. 

 

Schon während seiner Doktorandenzeit hat Cristofer Jiménez fünf der weltweit eingesetzten TROPOS-Lidargeräte mit der Dual-FOV-Lidartechnik nachgerüstet und damit großen Anteil daran, dass das Institut Wolkenmessungen in sehr unterschiedlichen Regionen durchführen konnte: Punta Arenas in Süd-Chile (in der sehr sauberen Südhemisphäre), Duschanbe in Tadschikistan (in der Staub- belasteten und anthropogen verschmutzten Atmosphäre Zentral-Asiens), Limassol auf Zypern (in einer maritim geprägten Atmosphäre mit hohem Saharastaubanteil und anthropogener Verschmutzung) und Mindelo auf den Kapverden (im Abluft-Bereich von Westafrika mit viel Wüstenstaub und Biomassenverbrennungsaerosol). Durch die kontinuierlichen Messungen in sehr unterschiedlichen Regionen ergeben sich neue Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen Aerosolen und Wolken. Dazu kommen Messungen mit mehreren Geräten auf dem Forschungseisbrecher Polarstern im Atlantik, in der Arktis (MOSAiC-Expedition) und in der Antarktis (Neumayer III Station). „Dadurch sind wir nun in der Lage, Lebenszyklen von Mischphasenwolken in Abhängigkeit von der Eis- und der Flüssigphase sowie der Wechselwirkung zwischen den beiden Phasen anhand von realen Messungen zu dokumentieren. Diese neuen Einblicke in stratiforme Mischphasenwolken helfen, unsere Atmosphäre genauer in den Modellen abzubilden und die Klimaentwicklung besser zu verstehen“, lobt Ansmann.

 

Cristofer Andrés Jiménez hat Physik an der Universidad de Concepcion studiert und seine Masterarbeit am Center for Optics and Photonics in Concepcion, Chile, geschrieben. 2014 erhielt er ein Stipendium vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und Becas Chile zur Promotion an der Universität Leipzig und dem TROPOS, wo er seitdem forscht. Nach der Modernisierung der portablen Lidargeräte hat sich Jimenez zuletzt auch der Erweiterung des, stationären Lidargerätes am TROPOS in Leipzig gewidmet: MARTHA („Multiwavelength Atmospheric Raman Lidar for Temperature, Humidity, and Aerosol Profiling“) wurde mit einem zusätzlichen Kanal ausgerüstet, der Fluoreszenz beobachten kann und so den sicheren Nachweis von Waldbrand-Partikeln in der Atmosphäre ermöglicht. 

 

Nach über 10 Jahren in Leipzig wird Cristofer Andrés Jiménez bald wieder in seine chilenische Heimat zurückkehren und dort ein TROPOS-Lidar-Gerät an der Universidad de Concepcion aufbauen, um Rauch-Wolken-Interaktionen zu untersuchen.  Die besondere Lage in der Mitte Chiles verspricht wichtige Erkenntnisse über die Auswirkungen der Waldbrände in Südamerika auf die Atmosphäre und das Klima.

 

Die Reinhard-Süring-Stiftung (RSS) fördert seit 2008 zusammen mit der der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft e.V. (DMG) Nachwuchsforschende auf dem Gebiet der Meteorologie. Reinhard Joachim Süring (1866-1950) war einer der bedeutendsten deutschen Meteorologen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unter seiner Leitung wurde das Meteorologische Observatorium Potsdam ein Wolkenforschungszentrum von internationalem Ruf. Seine Freiballon-Rekordfahrt 1901 schuf die Voraussetzung für die Entdeckung der Stratosphäre durch Aßmann und Teisserenc de Bort 1902. Das von Süring mit herausgegebene „Lehrbuch der Meteorologie“ war für Generationen deutschsprachiger Meteorologiestudenten das Standardwerk.

Tilo Arnhold

 

 

 

Publikation:

Cristofer Andrés Jiménez: Observations of aerosol and liquid-water clouds with Dual-Field-of-View Polarization Lidar: A ground-based view on aerosol-cloud interactions. Dissertation an der Universität Leipzig, 25.08.2021.
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-769056

 

 

 

Kontakte für die Medien:
 

Dr. Cristofer Jimenez
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fernerkundung atmosphärischer Prozesse (RSD), Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig
E-Mail: jimenez[at]tropos.de
https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/cristofer-jimenez 

und 
Dr. Holger Baars
Abteilung Fernerkundung atmosphärischer Prozesse (RSD), Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig
Tel. +49-341-2717-7314

und

Dr. Albert Ansmann
Abteilung Fernerkundung atmosphärischer Prozesse (RSD), Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig
Tel. +49-341-2717-7064
https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/albert-ansmann 

oder
Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49 341 2717-7189
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

 

 

 

Weitere Informationen und Links:

 

Dual-Field-of-View Lidar: https://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/technologie-am-tropos/fernerkundung/dual-field-of-view-lidar & https://doi.org/10.5194/acp-20-15265-2020

 

MARTHA:
Rauch von kanadischen Waldbränden schwebt seit Wochen über Deutschland. (Pressemitteilung, 29.06.2023): https://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/rauch-von-kanadischen-waldbraenden-schwebt-seit-wochen-ueber-deutschland 

 

Reinhard-Süring Stiftung (RSS): https://www.rs-stiftung.org/f%C3%B6rderma%C3%9Fnahmen/

Reinhard Süring: https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_S%C3%BCring

 

 

 

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 96 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.

Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. 

Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 21.300 Personen, darunter 12.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. 

Das Finanzvolumen liegt bei 2,2 Milliarden Euro. Finanziert werden sie von Bund und Ländern gemeinsam. Die Grundfinanzierung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) getragen. Das Institut wird mitfinanziert aus Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

http://www.leibniz-gemeinschaft.de 

https://www.bmbf.de/ 

https://www.smwk.sachsen.de/ 

 

MARTHA ("Multiwavelength Atmospheric Raman Lidar for Temperature, Humidity, and Aerosol Profiling") ist das größte und älteste Lidar am TROPOS in Leipzig. Es sendet Laserlicht auf drei Wellenlängen (355, 532 und 1064 Nanometer) aus und sammelt das zurückgestreute Licht mit einem großen Hauptspiegel von 80 Zentimetern Durchmesser.
Foto: Cristofer Jiménez, TROPOS

Verleihung des Forschungspreises der Reinhard-Süring-Stiftung an Dr. Cristofer Andrés Jiménez vom TROPOS. Foto: Martin Radenz, TROPOS