Afrikanischer Rauch über dem Amazonas

Mainz, 08.05.2023

Studie unter Leitung des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie und der Universität von Sao Paulo

 

 

Bis zu zwei Dritteln des Rußes über dem zentralen Amazonas-Regenwald hat seinen Ursprung in Afrika. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die jetzt in Nature Communications Earth and Environment veröffentlicht wurde. Forschende unter Leitung des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie und der Universität von Sao Paulo unterschieden Rußpartikel anhand ihrer Eigenschaften  und ordneten sie ihren Quellen zu. Sie fanden heraus, dass Buschfeuer und brennende Savannen im nördlichen und südlichen Afrika das ganze Jahr über erheblich zur Luftverschmutzung in Zentralamazonien beitragen, und damit auch eine wichtige Rolle im atmosphärischen Strahlungshaushalt und im Wasserkreislauf spielen. Ursache ist ein effizienter transatlantischer Partikeltransport durch die Atmosphäre.

An der Studie waren mit Prof. Mira L. Pöhlker (TROPOS und Universität Leipzig) und Prof. Manfred Wendisch (Universität Leipzig) auch zwei Forschende aus Leipzig beteiligt. Die aktuellen Untersuchungen am ATTO-Turm im Amazonas und von zwei Messkampagnen des Forschungsflugzeugs HALO unterstreichen frühere Ergebnisse einer Messkampagne des TROPOS, die bereits 2011 auf die Bedeutung des afrikanischen Rauchs für die Atmosphäre über dem Amazonas hingewiesen hatten.

 

Der brasilianische Regenwald gilt weltweit als eines der wenigen kontinentalen Gebiete mit sauberer Luft. Allerdings gilt dies nur in der Regenzeit, in der die Feinstaubkonzentration zeitweise sehr gering ist. Ganz anders verhält es sich in der Trockenzeit. Dann brennen im Amazonasregenwald zahlreiche Entwaldungsfeuer, weil sich von Süden ein „Bogen der Entwaldung“ in ihn hineinfrisst. Daher mindern zu dieser Zeit Ruß und andere Emissionen aus den Bränden die Luftqualität beträchtlich. Im zentralen Amazonas ist die Luft dann nicht besser als in europäischen Ballungsgebieten. Die Konzentration an Rußpartikeln in der Atmosphäre schwankt über dem Blättermeer also zwischen sehr niedrig und sehr hoch.

Mehr dazu

in der Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Chemie: https://www.mpic.de/5371727/afrikanischer-rauch-ueber-dem-amazonas

Publikation:

Holanda, B.A., et al.: African biomass burning affects aerosol cycling over the Amazon. Commun Earth Environ 4, 154 (2023). https://doi.org/10.1038/s43247-023-00795-5

 

siehe auch:

Afrikas Rauch dringt bis nach Südamerika vor: Lidar-Messungen im Amazonasbecken belegen interkontinentalen Transport (TROPOS-Pressemitteilung vom 25.01.2012): https://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/afrikas-rauch-dringt-bis-nach-suedamerika-vor

Waldbrandaerosole (TROPOS-Modellierung): https://www.tropos.de/institut/abteilungen/modellierung-atmosphaerischer-prozesse/waldbrandaerosole

Rauch der Black-Summer-Waldbrände in Australien beeinflusste über eineinhalb Jahre Klima und Höhenwinde der Südhalbkugel (TROPOS-Pressemitteilung, 06.09.2022): https://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/rauch-der-black-summer-waldbraende-in-australien-beeinflusste-ueber-eineinhalb-jahre-klima-und-hoehenwinde-der-suedhalbkugel

Kalifornischer Rauch zog im Herbst 2020 bis nach Mitteleuropa und sorgte für starke Trübung der Sonne (TROPOS-Pressemitteilung, 01.06.2021): https://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/kalifornischer-rauch-zog-im-herbst-2020-bis-nach-mitteleuropa-und-sorgte-fuer-starke-truebung-der-sonne

 

 

Die Rußmessungen wurden am Amazon Tall Tower Observatory (ATTO) im zentralen Amazonas gemacht. Foto: Dom Jack, MPI für Chemie

Eine Rauchschwade aus Afrika mit einer hohen Konzentration an Rußpartikeln erreicht die Küste Brasiliens. Foto: Meinrat O. Andreae, MPI für Chemie