Zweite Staubkonferenz im Wüstengürtel der Erde

Leipzig, 11.04.2024

Deutsch-Usbekische Kooperation bringt Forschende zusammen

 

Nukus/Leipzig. Zur zweiten zentralasiatischen Staubkonferenz treffen sich vom 15.-22. April 2024 Forschende aus 14 Staaten im usbekischen Nukus. Die Konferenz ist hybrid organisiert: Von den über 80 Forschenden werden rund 30 Forschende online teilnehmen und über 50 eingereichte Beiträge diskutieren. Nukus ist die Hauptstadt der Autonomen Republik Karakalpakistan in Usbekistan, liegt südlich des ehemaligen Aralsees und ist häufig von intensiven Staubereignissen betroffen. Die „Central Asian DUst Conference (CADUC-2)“ wird organisiert von der Karakalpak State University Nukus, dem Hydrometeorology Scientific Research Institute (HMRI) Usbekistan, dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) und der Philipps-Universität Marburg. Zur ersten zentralasiatischen Staubkonferenz CADUC hatten sich vor fünf Jahren ebenfalls über 80 Forschende in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe getroffen. CADUC-2 setzt diese Tradition fort. Die Trockenregionen im Wüstengürtel der Nordhemisphäre erstrecken sich von der Sahara im Westen Afrikas über den Nahen Osten bis hin zu den Wüsten Chinas. Unter den Auswirkungen des Staubs auf Gesundheit, Pflanzenwelt, Wirtschaft und Klima leiden in diesen Regionen Millionen Menschen. Dennoch war Zentralasien lange Zeit ein fast weißer Fleck in der globalen Staubforschung per aktiver Fernerkundung bis vor zehn Jahren erste Lasermessungen des TROPOS in der zentralasiatischen Republik Tadschikistan begannen. Die Kooperation mit Deutschland entwickelte sich seitdem sehr erfolgreich und inspirierte viele Forschende.

 

Insgesamt gelangen pro Jahr Staubpartikel mit einer Masse von etwa 1500 Megatonnen in die Atmosphäre. Als Hauptquelle wird die Sahara mit etwa 1000 Megatonnen vermutet. Bisher kann nur spekuliert werden, wieviel die Wüsten und Steppen Zentralasiens zur Gesamtmenge an Mineralstaub in der Atmosphäre beitragen, denn lange Zeit fehlte es an Messungen in dieser wichtigen Region des Staubgürtels. Wie lange Staub in der Luft schwebt, ist unterschiedlich und hängt von den regionalen Wetterbedingungen und der Partikelgröße ab. Große Partikel haben eine kürzere Verweildauer als kleine und daher leichtere Partikel, die im Aufwind schnell in große Höhen gelangen können. Im Durchschnitt verweilen Staubpartikel für ein bis zwei Wochen in der Atmosphäre und verteilen sich mit dem Wind.

 

Mineralstaub spielt eine große Rolle für das globale Klima, weil die in der Atmosphäre schwebenden Staubpartikel das Sonnenlicht reflektieren und die am Boden ankommende Sonnenstrahlen dimmen. Neben diesen direkten Effekt gibt es auch einen sogenannten indirekten Aerosol-Effekt: Die Partikel wirken als Wolkenkeime und beeinflussen die Wolkenbildung, was ebenfalls Auswirkungen auf den Strahlungshaushalt der Erde hat und je nach Wolkenart und -höhe kühlen oder wärmen kann. Dazu kommt viele weitere Effekte, deren Bedeutung erst in den letzten Jahren langsam verstanden wurde: An der Oberfläche des Staubs können chemische Reaktionen stattfinden. Spurenmetalle im Mineralstaub düngen den Ozean und treiben so viele biogeochemische Prozesse im Meer an. Starke Staubausbrüche können die Infrastruktur vor Ort wie zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen beeinträchtigen. Dazu kommen die Wirkungen auf die Gesundheit der Menschen, die zum Teil unter heftigen Staubstürmen leiden: Staub beeinflusst die Atemwege negativ und kann auch Bakterien und damit Krankheiten transportieren.

 

So komplex wie die Wirkung von Staub auf Klima, Infrastruktur und Gesundheit sind auch Inhalt und Herkunft der Beiträge auf der „Central Asian DUst Conference (CADUC-2)“ in Nukus. Die Hauptstadt der Autonomen Republik Karakalpakistan in Usbekistan liegt am Amudarja und ist eng mit der Entwicklung des Aralsees verknüpft. Da ab den 1960er Jahren immer mehr Wasser aus den Zuflüssen für die Bewässerung der Bauwollfelder entnommen wurde, trocknete der See weitgehend aus. Die Verlandung und Wüstenbildung gilt als eine der größten Umweltkatastrophen auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion. Inzwischen werden in Nukus an rund 270 Tagen pro Jahr Staubtage registriert. Der Forschung zum Staub am Aralsee ist daher eine Session gewidmet. Weitere Themen der Konferenz sind Auswirkungen des aufgewirbelten Staubs in den Wüsten- und Trockengebieten, die Veränderungen der Eigenschaften während des Staubtransports in der Atmosphäre, die Konsequenzen für die Regionen, in denen der Staub niedergeht, Ansätze für Frühwarnsysteme sowie Erfolgsgeschichten bei der Bekämpfung von Sand- und Staubstürmen. Tilo Arnhold

 

 

 

Links:

 

Second Central Asian DUst Conference (CADUC-2), 15 - 22 April 2024, Nukus, Republic of Karakalpakstan, Uzbekistan:

https://www.tropos.de/institut/abteilungen/fernerkundung-atmosphaerischer-prozesse-neu/ag-bodengebundene-fernerkundung/second-central-asian-dust-conference-caduc-2

Die Abstracts werden später Open Access veröffentlicht unter: https://www.e3s-conferences.org/

 

Central Asian DUst Conference (CADUC), 8–12 April 2019, Dushanbe, Tajikistan:

https://www.e3s-conferences.org/caduc-2019

 

CADEX - Central Asian Dust Experiment:

https://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/grossforschungsprojekte/cadex/

&

https://www.tropos.de/aktuelles/messkampagnen/blogs-und-berichte/cadex-2014-2016/

 

Gut zu WISSEN: Staub im Fokus

https://www.tropos.de/entdecken/gut-zu-wissen/staub-im-fokus/

 

Leipziger Staubtag:

https://www.tropos.de/aktuelles/veranstaltungen/leipziger-staubtag/

 

 

 

 

Kontakt:

Dr. Dietrich Althausen (telefonisch erreichbar ab 29.04.23, davor nur via Email),

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/dietrich-althausen/

sowie

Prof. Dr. Christian Opp (telefonisch erreichbar ab 24.04.23, davor nur via Email),

Fachbereich Geographie, Philipps-Universität Marburg

https://www.uni-marburg.de/de/fb19/fachbereich/staff/prof-dr-christian-opp

 

oder

Tilo Arnhold

TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit

Tel. +49-341-2717-7189

http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

 

 

 

 

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 96 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.

Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.500 Personen, darunter 11.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Der Gesamtetat der Institute liegt bei 2 Milliarden Euro. Finanziert werden sie von Bund und Ländern gemeinsam. Die Grundfinanzierung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) getragen. Das Institut wird mitfinanziert aus Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

http://www.leibniz-gemeinschaft.de

https://www.bmbf.de/

https://www.smwk.sachsen.de/

 

 

Blick vom Steilufer des früheren Aralsees herunter auf einen Schiffsfriedhof in Muynak.
Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Muynak war einst bekannt für den Fischfang.
Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Mit dem Aralsee verschwand auch die Fischfangflotte und der ganze Industriezweig.
Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Insgesamt gelangen pro Jahr Staubpartikel mit einer Masse von etwa 1500 Megatonnen in die Atmosphäre.
Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Über 80 Forschende aus 14 Staaten treffen sich im April zur zweiten zentralasiatischen Staubkonferenz im usbekischen Nukus am Rande des ehemaligen Aralsees.
Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Die Verlandung des Aralsees und die Wüstenbildung dort gilt als eine der größten Umweltkatastrophen auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion.
Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Blick vom Steilufer des früheren Aralsees herunter auf einen Schiffsfriedhof in Muynak.
Foto: Dietrich Althausen, TROPOS