Der Himmel im August: Sehr viele Zirren im Rauch der oberen Troposphäre

Leipzig, 19.08.2025 – Albert Ansmann

In diesen Klimawandel-Zeiten ist nichts mehr so wie wir Lidarleute die Atmosphäre über Leipzig (Zentral-Europa) von 1995 bis 2017 vermessen haben.

 

Hatten wir im Juni und Juli 2025 die starken Rauchwolken aus Kanada, die über uns bzw. Deutschland hinweg drifteten, so gesellten sich vor allem im August bei den nunmehr vorherrschenden Südwinden die Waldbrand-Aerosole besonders aus Portugal, Spanien, und Frankreich und ….wenn der Luftmassentransport dann weiter auf Südost schwenkt …. Rauchpartikel aus dem Balkanbereich (Albanien ist auch dabei!) und Griechenland (…wohl eher nicht aus Zypern) usw. hinzu.

 

Nun zu den Fakten: Unsere treue und teure, upgegradete MARTHA (nun mit Fluoreszenz-Spektrometer und weiterem Fluoreszenz-Kanal), das ‚Super-Licht‘ (LIDAR) in Europa, wird von den Doktoranden und Postdocs unseres Lidar-Teams in aufopfernder Weise so oft wie möglich des nachts von 21 Uhr bis 3 Uhr morgens betrieben. Nur nachts kriegen wir ein sehr detailliertes Bild über die Aerosolverhältnisse, dann aber auch bis in 30-40 km Höhe.  Cristofer Jimenez und Benedikt Gast koordinieren alles und machen aber auch die meisten Messungen. Wir lassen auch oft Radiosonden des nachts steigen, um den IST-Zustand der meteorologischen Größen um den Lidarstrahl herum super-genau mitzuerfassen.

 

Was sehen wir: Im August sehen wir viele fluoreszierende Saharastaubschichten! Das ist ungewöhnlich! Wie soll das gehen, wird der Experte fragen? ….  wo doch Mineralstaub so gut wie nicht fluoresziert. Das liegt daran, dass der Staub mit Waldbrandaerosol vermischt ist…. Wir sehen solche Schichten in diesem August vor allem zwischen 2-6 km Höhe, weitere Schicht aber oft auch noch bis 8 km Höhe. Alles andere oberhalb von 8 km Höhe kommt vermutlich aus Kanada… bzw. ist Waldbrandaerosol, das seit Wochen um den Globus zirkuliert. Einmal rum um den Globus auf unserer Breite dauert etwa 2-3 Wochen (und nicht 80 Tage). Die Troposphäre ist ziemlich voll mit Aerosol bis zur Tropopause in diesem Sommer. Das ist jetzt das neue NORMAL spätestens seit 2022-2023.

 

Die Rauchpartikel absorbieren Sonnenlicht und steigen kontinuierlich auf bis zur Tropopause, dort sammeln sie sich… wie von Kevin Ohneiser in seiner Doktorarbeit vorhersagt (dazu gibt es ein ACP-Paper in 2023 – siehe https://acp.copernicus.org/articles/23/2901/2023/). Man sieht stets diese Tropopausenschicht angereichert mit Rauch. Aber der Aufstieg geht weiter… (in sehr dünnen Schichten) …

Das kanadische Aerosol von Anfang Juni (mein erster Bericht ging darauf ein – siehe https://www.tropos.de/aktuelles/science-blog/beitrag/kanadischer-rauch-zu-pfingsten-ueber-deutschland) hat es nun bis 19 km Höhe geschafft bei seiner mehrmaligen Tour um den Globus. Das alles sieht man nur mit einem wirklich starken LIDAR wie wir es am TROPOS haben. Wir sehen eben die Fluoreszenz bis 20 km Höhe mit dieser tollen MARTHA und wissen damit ganz genau, dass es sich um Rauch handelt und nicht um Vulkan-Sulfataerosol…... Das ist cool!

 

Was wir auch noch sehen: Sehr viele Zirren bilden sich in dem Rauch in der oberen Troposphäre (10-12km Höhe) … Ich behaupte mal, die Zirrusbedeckung hat stark zugenommen…und damit der Treibhauseffekt… gegenüber Zeiten mit einer klaren und sauberen Troposphäre oberhalb von 8-10 km Höhe.

  

Im übrigen ist TROPOS auch maßgeblich an den EarthCARE-Arbeiten der ESA beteiligt (LIDAR in SPACE) . Es gab einen Extrabericht zu den kanadischen Feuern (EarthCARE, IMAGE of the MONTH, siehe https://earth.esa.int/eogateway/success-story/earthcare-sees-canadian-wildfire-smoke-spreading-over-the-northern-hemisphere), gepuscht von unserem 10-15-koepfigen EarthCARE-Team am TROPOS. Der Rauch dominiert in der freien Troposphäre mittlerweile in der ganzen nördlichen Nord-Hemisphäre…, also nördlich von etwa 40-50 Grad Nord.

 

Viele Grüße vom Waldbrand-Beobachter

Albert Ansmann