Unterstützung des Appells für Schutzmaßnahmen gegen die luftgetragene Verbreitung von Covid-19

Eine am Montag im Journal „Clinical Infectious Diseases“ (CID) erschienene Publikation von Lidia Morawska und Donald K. Milton appelliert an die Beachtung der Rolle von schwebenden Mikrotröpchen und Aerosolen in der Verbreitung von Covid-19.

 

239 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 32 Ländern haben das Paper mit dem Titel „It is time to Adress Airborne Transmission of COVID-19“ als Unterstützer unterzeichnet (1). Einer dieser Unterstützer des Appells ist Professor Hartmut Herrmann, Leiter der Abteilung Chemie der Atmosphäre (ACD) am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS).

 

Die Erklärung von Morawska und Milton richtet sich an die medizinische Fachwelt und die zuständigen nationalen und internationalen Behörden und hier nicht zuletzt auch an die WHO. Hierin wird ausdrücklich betont, dass die bisher empfohlenen Schutzmaßnahmen vor der Ansteckung und Verbreitung von Covid-19-Viren überall durch Maßnahmen der Belüftung und des Luftaustausches ergänzt werden sollten, da diese sonst nicht ausreichend vor der Übertragung durch schwebende Mikrotröpfchen oder Tröpchenkerne schützen.

 

Je nach Partikelgröße unterscheidet man Tröpfchen (größer als 5 µm) von kleineren Partikeln (Tröpfchenkerne oder infektiöse Aerosole, kleiner als 5 µm). Der Übergang ist fließend; durch Austrocknung in der Luft können aus Partikeln, die in Tröpfchengröße ausgeschieden werden, Tröpfchenkerne entstehen (2).

 

Vor allem die WHO (Worlds Health Organisation) oder auch die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC warnen nach der Auffassung der Autorin und des Autors sowie der Unterstützer nicht ausreichend vor der Gefahr der langlebigen, in der Luft schwebenden infektiösen Teilchen.

 

Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt: „Der längere Aufenthalt in kleinen, schlecht oder nicht belüfteten Räumen kann die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung durch Aerosole auch über eine größere Distanz als 2 m erhöhen (..). Ein effektiver Luftaustausch kann die Aerosolkonzentration in einem Raum vermindern.“ (2)

 

Auch in Deutschland, wo derzeit das öffentliche Leben zunehmend wieder beginnt und viele Einrichtungen wieder öffnen, müssen wir prüfen, ob die Empfehlungen den Aspekt der luftgetragenen infektiösen Partikel ausreichend beachten und Maßnahmen ggf. darauf ausrichten. Ein möglicher Verzicht auf das Tragen von Masken sollte daher von Vorsicht und Umsicht geprägt sein und erscheint im Moment nicht angezeigt.

 

Die Erklärung von Lidia Morowska und Donald K. Milton enthält konkrete Empfehlungen für praktische Maßnahmen:

 

  • Sorgen Sie für eine ausreichende und effektive Belüftung (Zufuhr sauberer Außenluft, Minimierung der Umluft), insbesondere in öffentlichen Gebäuden, Arbeitsumgebungen, Schulen, Krankenhäusern und Altenpflegeheimen.
  • Ergänzen Sie die allgemeine Belüftung durch Kontrollen luftübertragener Infektionen wie lokale Absaugung, hocheffiziente Luftfilterung und keimtötende ultraviolette Beleuchtung.
  • Vermeiden Sie Überbelegung, insbesondere in öffentlichen Verkehrsmitteln und öffentlichen Gebäuden.

 

 

Prof. Herrmann sowie der Direktor des TROPOS, Prof. Macke, und damit das gesamte TROPOS unterstützen den Appell, den Aerosolweg bei der Verbreitung des COVID-19 Virus nicht unbeachtet zu lassen.

 

Publikation:

 

(1) Morawska L, Milton D K. It is time to Adress Airborne Transmission of COVID-19. Clinical Infectious Diseases 2020.

https://doi.org/10.1093/cid/ciaa939

 

 

Referenz:

 

(2) Robert Koch Institut: SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19), Stand: 26.6.2020

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html#doc13776792bodyText1

 

Kontakte:

 

Prof. Hartmut Herrmann

Leiter der Abteilung Chemie der Atmosphäre

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)

Tel. +49 341 2717- 7024

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/hartmut-herrmann

oder

Tilo Arnhold

TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit

Tel. +49-341-2717-7189

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