In 90 Tagen um den Südpol

Leipziger Wissenschaftler umrunden auf der Suche nach der saubersten Luft der Welt die Antarktis

 

Vom 20. Dezember bis 19. März 2017 umrundete eine Expedition des Schweizer Polarinstituts (SPI) auf einem russischen Eisbrecher die Antarktis. Bei der Antarctic Circumnavigation Expedition (ACE) stand die Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels sowie der Verschmutzung des Südpolarmeeres im Mittelpunkt. Insgesamt waren 55 Forschende aus 30 Ländern mit 22 Projekten an der Fahrt beteiligt. Mit dabei waren auch eine Wissenschaftlerin und zwei Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS), die in einem Projekt des Paul Scherrer Instituts PSI die Wolkenbildung im Südpolarmeer untersuchten. ACE-SPACE wird von Dr. Julia Schmale (PSI) geleitet.

Projekt „Study of Preindustrial-like Aerosol Climate Effects“ (ACE-SPACE) 

Da die Expedition insgesamt drei Monate dauert, haben sich die Wolkenforschenden vom TROPOS diese Aufgabe nach Ozeanen aufgeteilt: Doktorand Markus Hartmann absolviert die erste Etappe von Kapstadt in Südafrika nach Hobart in Australien und bekommt dabei mit Crozet und den Kerguelen im äußersten Süden des Indischen Ozeans einige der abgelegensten Inseln zu Gesicht. Dr. Silvia Henning ist auf der Kernetappe dabei, die von Hobart aus an der Pazifikküste der Antarktis entlang nach Punta Arenas in Chile führt. Dr. André Welti schließlich absolviert das letzte Drittel von Punta Arenas durch den äußersten Süden des Atlantiks zurück nach Kapstadt. Auf dieser Seite schildern sie ihre Eindrücke.

Route der Antarctic Circumnavigation Expedition (ACE). Quelle: ACE

Route der Antarctic Circumnavigation Expedition (ACE). Quelle: ACE

3. Etappe:
Punta Arenas (Chile) nach Kapstadt (Südafrika)
vom 26.02. bis 19.03.2017

 

Impressionen von der Fahrt durch den Atlantischen Ozean von Dr. André Welti und seinen KollegInnen der ACE-Expedition.

 

Video: ACE Expedition Leg 3

ACE Expedition Leg 3 > Klick > Start

Video der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) - Credit: © Sharif Mirshak, Parafilms/EPFL.

Am 19. März gingen für die Teilnehmenden der 3. Etappe aufregende Wochen im antarktischen Atlantik zu Ende. In drei Monaten umrundete die erste Schweinzer Antarktisexpedition einmal den Südpol. Foto: Sharif Mirshak, ACE-Expedition

Am 19. März gingen für die Teilnehmenden der 3. Etappe aufregende Wochen im antarktischen Atlantik zu Ende. In drei Monaten umrundete die erste Schweinzer Antarktisexpedition einmal den Südpol. Foto: Sharif Mirshak, ACE-Expedition

Discovering the secrets of the Antarctic air: Drei Monate lang hat ein Container für Julia Schmale und ihre KollegInnen als Labor gedient. Auf die Ergebnisse sind PSI, ETH und TROPOS gespannt. Foto: Sharif Mirshak, ACE-Expedition

Discovering the secrets of the Antarctic air: Drei Monate lang hat ein Container für Julia Schmale und ihre KollegInnen als Labor gedient. Auf die Ergebnisse sind PSI, ETH und TROPOS gespannt. Foto: Sharif Mirshak, ACE-Expedition

"UFO-Wolke" über den South Sandwich. Foto: Sarah Perrin, ACE-Expedition

"UFO-Wolke" über den South Sandwich. Foto: Sarah Perrin, ACE-Expedition

Ein Eisberg aus der Weddellsee kreuzt die Route der „Akademik Tryoshnikov“ auf dem Weg zu den Sandwichinseln. Zu sehen sind nur 1/8 des Eises. 7/8 sind unter der Wasseroberfläche und sorgen für Auftrieb.  Wir sind jetzt im unbewohnten Teil der Antar

Ein Eisberg aus der Weddellsee kreuzt die Route der „Akademik Tryoshnikov“ auf dem Weg zu den Sandwichinseln. Zu sehen sind nur 1/8 des Eises. 7/8 sind unter der Wasseroberfläche und sorgen für Auftrieb.
Wir sind jetzt im unbewohnten Teil der Antarktis. Auf den nächsten 3000 Kilometern bis nach Südafrika werden wir keine menschlichen Siedlungen mehr passieren. Sowohl die britischen Südlichen Sandwichinseln als auch die norwegische Bouvetinsel sind unbewohnt. Foto: André Welti, TROPOS

Wetterumschlag, Schnee. Die Pinguine drehen dem kalten Wind den Rücken zu, die Wissenschaftler ziehen sich warm an. Foto: André Welti, TROPOS

Wetterumschlag, Schnee. Die Pinguine drehen dem kalten Wind den Rücken zu, die Wissenschaftler ziehen sich warm an. Foto: André Welti, TROPOS

Wetterumschlag, Schnee. Die Pinguine drehen dem kalten Wind den Rücken zu, die Wissenschaftler ziehen sich warm an. Foto: André Welti, TROPOS

Wetterumschlag, Schnee. Die Pinguine drehen dem kalten Wind den Rücken zu, die Wissenschaftler ziehen sich warm an. Foto: André Welti, TROPOS

Seehunde, die ihr Revier verteidigen. Foto: André Welti, TROPOS

Seehunde, die ihr Revier verteidigen. Foto: André Welti, TROPOS

Pinguinkolonie mit „Akademik Tryoshnikov“ vor Anker. Foto: André Welti, TROPOS

Pinguinkolonie mit „Akademik Tryoshnikov“ vor Anker. Foto: André Welti, TROPOS

Überreste der alten Walfangstation und der gefangenen Wale. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts diente Südgeorgien als Stützpunkt für Robben- und Walfänger. Foto: André Welti, TROPOS

Überreste der alten Walfangstation und der gefangenen Wale. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts diente Südgeorgien als Stützpunkt für Robben- und Walfänger. Foto: André Welti, TROPOS

Während die Probensammler laufen nutzen wir die Zeit um die Insel zu erkunden. Seeelefanten (riecht man von weitem) und kampflustige Seehunde tummeln sich entlang der Küste. Foto: André Welti, TROPOS

Während die Probensammler laufen nutzen wir die Zeit um die Insel zu erkunden. Seeelefanten (riecht man von weitem) und kampflustige Seehunde tummeln sich entlang der Küste. Foto: André Welti, TROPOS

Zodiacs bringen die Wissenschaftler auf die Insel South Georgia. Südgeorgien ist britisches Überseegebiet. Die Inselgruppe liegt im Südatlantik etwa 1400 km östlich von Südamerika. Auf den gebirgigen, größtenteils von Eis bedeckten Inseln leben nur

Zodiacs bringen die Wissenschaftler auf die Insel South Georgia. Südgeorgien ist britisches Überseegebiet. Die Inselgruppe liegt im Südatlantik etwa 1400 km östlich von Südamerika. Auf den gebirgigen, größtenteils von Eis bedeckten Inseln leben nur ein paar Forscher und Regierungsbeamte. Foto: André Welti, TROPOS

Filter- und Wolkenwassersammler auf dem „Monkeydeck“ der „Akademik Tryoshnikov“ bei Sonnenuntergang. Foto: André Welti, TROPOS

Filter- und Wolkenwassersammler auf dem „Monkeydeck“ der „Akademik Tryoshnikov“ bei Sonnenuntergang. Foto: André Welti, TROPOS

2. Etappe:
Hobart (Australien) nach Punta Arenas (Chile)
vom 19.01. bis 22.02.2017

Von der Fahrt durch den Pazifischen Ozean berichten Dr. Silvia Henning und ihre KollegInnen der ACE-Expedition.


Video: ACE Expedition Leg 2

ACE Expedition Leg 2 > Klick > Start

Video der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) - Credit: © Noé Sardet, Parafilms/EPFL.

22/2-2017
Ankunft in Punta Arenas

Mein Teilabschnitt ist zu Ende und die Zeit verging viel schneller als ich je erwartet hätte. Wir haben Daten und Proben genommen an Orten, an denen noch nie gesammelt wurde. Ich habe viele spannende wissenschaftliche Projekte kennengelernt und inspirierende Wissenschaftler. Ich bin wehmütig beim letzten Besuch des Monkey Islands (Peildeck) und dem Verlassen des Schiffs in meinem Zielhafen Punta Arenas.

Abschied von der Akademik Troyshnikov im Hafen von Punta Arenas. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Abschied von der Akademik Troyshnikov im Hafen von Punta Arenas. Foto: Silvia Henning, TROPOS

21/2-2017
Diego Ramirez

Partikelsammler im Einsatz auf Diego Ramirez. Die Inselgruppe liegt etwa 100 km südwestlich von Kap Hoorn und gehört zu Chile. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Partikelsammler im Einsatz auf Diego Ramirez. Die Inselgruppe liegt etwa 100 km südwestlich von Kap Hoorn und gehört zu Chile. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Albatros vor dem Starten. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Albatros vor dem Starten. Foto: Silvia Henning, TROPOS

16/2-2017
Ankunft Peter-I.-Insel

Wir fahren durch jede Menge Eisschollen und jede scheint ihre persönliche Robbe zu haben. 

Die Peter-I.-Insel gehört zu Norwegen und heute wurden die ersten Eisbohrkerne auf ihr genommen. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Die Peter-I.-Insel gehört zu Norwegen und heute wurden die ersten Eisbohrkerne auf ihr genommen. Foto: Silvia Henning, TROPOS

13/2-2017

Natürlich hänge ich nicht den ganzen Tag an der Reling, auch wenn die Landschaft dazu einlädt. Heute haben wir unseren Vortrag vor den anderen Wissenschaftlern an Bord und der will vorbereitet sein. Ansonsten habe ich natürlich meine täglichen Aufgaben wie Filter wechseln und Datenmanagment, damit wir, wenn wir zu Hause sind noch wissen, wann welcher Filter gesammelt wurde, Instrumente kontrollieren und Daten sichern.

Arbeitsplatz zum Filterwechseln. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Arbeitsplatz zum Filterwechseln. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Samstag 11/2-2017
Am Fuße des Mt. Siples

Was für ein Tag. Ich glaube heute waren irgendwie alle glücklich. Die Helikopterpiloten, die endlich mal wieder fliegen durften, die Glaziologen die auf den Gletscher bohren durften (24m tief), Giesela die mit ihrem Sonar über den Gletscher marschiert ist, alle die irgendwas zu sammeln hatten. Dann gab es noch mehrere Trawls, die auch alle „amazing“ waren und deren gesammelte Kreaturen jetzt in Ethanol im Gefrierschrank hocken, sogar die CTD-Leute kamen auch auf ihre Kosten. Unsere Messungen liefen auch durch, aber gut wenn das Schiff vor Anker liegt, dann werden wir schon oft von der Abluft getroffen. Es gab dann noch einen spontanen Zodiac Einsatz, der zu den Pinguinen auf die Insel führte. Ich stand mitten zwischen Adelie-Pinguinen (und anderen Wissenschaftlern, die genauso aus dem Häuschen waren wie ich). Und als wäre das nicht genug gewesen, ging noch an der Flanke von Mt. Siple der Mond auf.... Mir ging echt durch den Kopf, dass dieser Blick (die Eisberge im rötlichen Sonnenuntergangslicht sollen nicht unerwähnt bleiben mit der Akademik Tryoshnikov im Hintergrund) wohl ganz schwer jemals übertroffen werden können.

Abends gab es dann noch ein Highlight: gerade als ich bereit war ins Bett zu gehen, sagte die Brücke Bescheid, dass Wale am Horizont sein. Also hoch auf Deck: da waren sie und zwar so viele, dass das Wasser an machen Stellen aussah, als würde es kochen. Szenerie: riesige Eisberge (nach wie vor im Abendlicht schimmernd so gegen 0:30 und dann davor aus dem Wasser springende Wale, die offensichtlich Fangen spielten. Beim Warten auf weitere Wale, habe ich noch lange mit Kollegen geredet und so um 1:30 den Sonnenaufgang gesehen. Wie gesagt, was für ein Tag!!!

Pinguin-Kolonie am Mt. Siple. Foto: Silvia Hennning, TROPOS

Pinguin-Kolonie am Mt. Siple. Foto: Silvia Hennning, TROPOS

Mondaufgang an der Flanke des Mt. Siple. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Mondaufgang an der Flanke des Mt. Siple. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Dienstag 7/2-2017
Whale watching

Wir sind in einem Blauwalgebiet und die Walbeobachter halten uns informiert, wann es sich lohnt zum Schauen zu kommen.

Einige Wale habe ich gesehen: eine Gruppe Finnwale und eines Blauwales, Minkwale relativ nah am Schiff in ganz klarem Wasser, so das man sagen konnte, wann sie springen werden und dann einen Buckelwal auch recht nah. Sehr beeindruckend. Ich habe es nicht geschafft einen ordentlich zu fotografieren, die Profis schon.

Humpback Breath. Foto: Josh Lawrence, ACE-Expedition

Humpback Breath. Foto: Josh Lawrence, ACE-Expedition

Neugieriger Minke-Wal. Foto: Elanor Miller, ACE-Expedition

Neugieriger Minke-Wal. Foto: Elanor Miller, ACE-Expedition

Montag 6/2-2017
Scott Island.

Ich bin extra früh aufgestanden, um meinen Teamkollegen Andrea zu fotografieren, wenn er in den Heli steigt, aber um 7 ging noch gar nichts. Das ganze Helideck war zugeschneit. Sam und Ian, die Helikoptermechaniker waren gerade am Schnee räumen als ich kam.

Später lies der Schneefall nach und die Akademik Tryoshnikov  ging näher an die Insel, sodass sich die Helis doch Richtung Insel starten konnten. Auch Andrea konnte so zum Partikelsammeln auf die Insel.

Zwischendurch wurde befürchtet, jemand müsse auf der Insel übernachten, weil der Schneefall wieder zunahm, aber zum Glück kamen alle wohlbehalten zurück. Direkt nachdem alle wieder sicher an Bord waren, wurde Kurs auf die Insel Peter 1st genommen. Ich war auf der Brücke und konnte sehen, dass es knapp 2000 nautische Meilen dorthin sind.

Helideck der Akademik Tryoshnikov im Schnee. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Helideck der Akademik Tryoshnikov im Schnee. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Heli vor dem Start nach Scott Island. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Heli vor dem Start nach Scott Island. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Sonntag 5/2-2017 * 2

Heute hatte ich meinen ganz persönlichen Murmeltiertag: in der Nacht von 5.2 zum 6.2. wurde die Uhr um 1h vor und einen Tag zurückgestellt und deshalb ist jetzt schon wieder Sonntag der 5.2.2017 (ja so was passiert, wenn man die Datumsgrenze passiert). Leider ist der zweite Sonntag auch ein Sonntag zweiter Klasse: kein Frühstücksei, keine Backwaren zum Kaffee und keine Frauensauna, wie es eigentlich am Sonntag üblich wäre.

Samstag 4/2-2017

Das Wetter ist heute schöner, nicht mehr so grau und es gibt so gar etwas Farbe am Himmel. Wie sehr der Eindruck aus der Schiffsperspektive täuscht, zeigt aber das Foto meiner Kollegin Julia im Schneesturm. Das Eisbohrkernteam und Julia von unserem Team sind auf den Gletscher von Young Island geflogen, um Bohrkerne bzw. Luftproben zu nehmen.

Julia beim Luftproben nehmen auf Young Island. Foto: François Bernard, ACE Expedition

Julia beim Luftproben nehmen auf Young Island. Foto: François Bernard, ACE Expedition

Freitag 3/2-2017
Ankunft Balleny Island

Dicker Eispanzer auf den Inseln und zu viel Wind um mit den Helikoptern noch rauszufliegen.

Im Gegensatz dazu laufen unsere Messungen gut; die Digitel-Sammler laufen und die Wolkenkondesationskeimmessungen passen gut zur gesamten Partikelanzahl. Sauberste Luft zum tief Einatmen...weniger als 80 Partikel pro cm3.

Erster Blick auf eine der Balleny Islands (Young Island). Foto: Silvia Henning, TROPOS

Erster Blick auf eine der Balleny Islands (Young Island). Foto: Silvia Henning, TROPOS

Donnerstag 2/2-2017

Abends wurde das Schiff von einer kräftigen Dünung hin und her geschaukelt so wie auch die Eisbrocken im Meer. Eine gigantische Kraft die das Schiff hoch und runter warf.

Eisstücke, die in der starken Dünung hin und her geworfen werden. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Eisstücke, die in der starken Dünung hin und her geworfen werden. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Montag 30/1-2017
Mertz-Gletscher

Auf dem Weg zum Mertz-Gletscher sind wir durch das Packeis gefahren. Der erste Anblick überwältigend. Ein Foto nach dem anderen, die SD Karte zum Bersten gefüllt. Allein die Eisschollen sind schon wunderschön, aber dann tauchen auch noch Tiere darauf auf; Robben, Pinguine und andere Vögel.

Adelie-Pinguine und ein Kaiserpinguin. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Adelie-Pinguine und ein Kaiserpinguin. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Adelie-Pinguin im „Slush“eis. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Adelie-Pinguin im „Slush“eis. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Dienstag 24/01-2017

Raum und Zeit verschwimmen schon jetzt. Rings um uns nur Wasser. Sonntag sind wir 23:40 aus dem Macquarie Hafen in Hobart ausgelaufen und haben Kurs auf die gleichnamigen Inseln genommen. Leider sind wir nicht tagsüber gestartet, ich hätte auch wahnsinnig gern die Delphine im Derwent-Strom gesehen.

Die zweite Nacht auf dem Schiff nur diesmal mit Bewegung. Ich hatte vorbeugend eine Tablette gegen Reisekrankheit eingenommen und das war sicher auch gut... es fühlt sich ziemlich komisch an wenn der Boden nicht mehr fest zu sein scheint. Aber ich bin nicht seekrank geworden. Ich halte mich an den Tipp meiner Kollegin und esse, auch wenn das erst mal unlogisch scheint.

Wir können nicht wie geplant die Macquarie-Inseln anlaufen, weil die richtig vom Sturm betroffen sind. Es wurde beschlossen direkt zum Mertz-Gletscher zu fahren und so auch den schlimmsten Teil des Sturms zu vermeiden. Auf und am Mertz-Gletscher kommt übrigens „ROPOS“ zum Einsatz; ein Unterwasserroboter der kanadischen Wissenschaftler. Ich muss mal noch ein Foto machen von den gelben Containern mit einem zusätzlichen „T“  ;-)

ROPOS steht für Remotely Operated Platform for Ocean Sciences. Foto: Silvia Henning, TROPOS

ROPOS steht für Remotely Operated Platform for Ocean Sciences. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Heute morgen, als der Sturm noch nicht ganz so stark war, waren wir noch im Container, der auf dem Vordeck unterhalb der Brücke steht und haben in letzter Minute den remote access zu den dortigen Computern hergestellt. Als wir wieder zurück ins Schiff wollten, war der Sturm schon so stark, dass man den Zugang zum Deck geschlossen hatte. Wir hatten großes Glück, dass wir zurück ins Schiff konnten. Leider hatte man sich nicht die Mühe gemacht in den Containern nach verbliebenen Forschern zu suchen, bevor der Zugang zum Vordeck gesperrt wurde; die Durchsage kann man im Container natürlich nicht hören. Jetzt liegen viele in ihren Kojen und warten bis die Wellen wieder kleiner werden. Ich auch und es fühlt sich an wie eine Hardcore-Hollywoodschaukel. Neben mir liegt eine Wasserflasche und es ist lustig zu sehen, wie sich das Wasser darin bewegt. Wenn ich mir vorstelle, dass sich mein Mageninhalt genauso bewegt.... dann wundert einen nix mehr. Aber die Sonne strahlt über den Schaumkronen der Wellen. Wenn es im Zimmer dunkel wird, hat nur wieder eine Welle das Fenster getroffen. Ich habe mal versucht durchs Bullauge die Wellengewalt einzufangen.

Sturm von Kabine 153 aus. Sieht nach nichts aus auf dem Bild, ging aber gut ab. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Sturm von Kabine 153 aus. Sieht nach nichts aus auf dem Bild, ging aber gut ab. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Donnerstag 19/1-2017

Heute 8 Uhr soll die Akademik Tryoshnikov hier im Hafen einlaufen. Kurz nach 8:30 Uhr sehe ich sie den glitzernden Fluss heraufkommen.

Jetzt nichts wie zum Pier. Auch wenn die Anderen noch die Einreise- und Zollformalitäten vor sich haben, kann ich mich ja schon mal vor Ort orientieren und den Zugang zum Schiff abklären. Zugang zum Schiff war später möglich und ich sah meine Teamkollegen nur von weitem wie sie die Aerosoleinlässe des Messcontainers demontierten. Leider eine Notwendigkeit, da die Schiffskräne neben dem Container im Hafen nutzbar sein müssen ohne Gefahr zu laufen, die Einlässe zu stutzen.

Akademik Tryoshnikov kommt den Derwent River hoch. Foto: Silvia Henning/ TROPOS

Akademik Tryoshnikov kommt den Derwent River hoch. Foto: Silvia Henning/ TROPOS

Als ich aufs Schiff kam, waren die Fachleute der Klimafirma bereits vor Ort, die sich um die Kompressoren unseres Eiskeimzählers kümmern. Kompetente Fachleute; endlich nach einigen Wochen auf See kühlt SPIN tatsächlich auf minus 25°C runter. Hoffnung keimt auf.

Später zeigt Markus mir noch, wo unsere Sachen auf dem Schiff jetzt alle gelagert sind. Und dann geht ein langer Arbeitstag zu Ende.

Unsere Partikelsammler Seite an Seite auf der Reling der Akademik Troyshnikov. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Unsere Partikelsammler Seite an Seite auf der Reling der Akademik Troyshnikov. Foto: Silvia Henning, TROPOS

Mittwoch 18/1-2017

Jetzt hat mein Teil des Abenteuers begonnen: Dienstag morgen ging es in Leipzig im Winter los; über Frankfurt (1h), Singapur (12h), Melbourne (7h) nach Hobart (2h). Nach ca. 22h reiner Flugzeit Ankunft in Hobart am Mittwoch-Abend um 10 im Sommer. Auf ins B&B und einfach nur noch schlafen...

1. Etappe:
Kapstadt (Südafrika) nach Hobart (Australien)
vom 20.12. bis 19.01.2017

Von der Fahrt durch den Indischen Ozean berichteten Doktorand Markus Hartmann und seine KollegInnen der ACE-Expedition.

 

Video: ACE Expedition Leg 1

ACE Expedition Leg 1 > Klick > Start

Video der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) - Credit: © F. Brucker, Parafilms/EPFL.

Heard Island. Foto: Markus Hartmann, TROPOS

Heard Island. Foto: Markus Hartmann, TROPOS

8.1.2017 - Geologenherzen schlagen höher
„Come on guys wake up! We’re passing by the island. It’s stunningly beautiful! Get up before it’s gone!“ So wurden meine Kabinennachbarn und ich von unserem anderen Kabinennachbarn, der wegen seiner Nachtschicht schon bzw. noch auf den Beinen war, geweckt. Grund war Heard Island, die eine Insel auf leg 1 für die ACE keine Erlaubnis zum Betreten bekommen hat, an der wir aber trotzdem langsam in einiger Entfernung vorbeifahren. Noch schlaftrunken, ziehen wir uns also an und machen uns auf den Weg an Deck, um den Anblick nicht zu verpassen. Und in der Tat ist es wohl die beeindruckendste Insel bisher. Teilweise von hellen und dunklen Wolken umhüllt, ragt ein ca. 2800m hoher Berg aus dem Meer, die Flanken größtenteils weiß von Schnee und Eis bedeckt. Einige Gletscherzungen, die zum Ende hin dunkelgrau und brüchig werden, reichen bis zu Meer. Und das bei schönstem Sonnenschein. Von denen, die bereits auf der Insel waren heißt es, dass bestenfalls einmal in 30 Tagen „gutes Wetter“ auf Heard Island herrscht. Weiter bekommen wir erzählt, dass es sich bei dem Berg um einen immer noch aktiven Vulkan handelt. Diese Nachricht war für mich als gelernter Geologe besonders aufregend und fand seinen Höhepunkt darin, dass die Wolken teilweise aufrissen und den Blick auf die Bergspitze frei gaben, von der, wie zum Beweis ihrer Vulkanaktivität, Rauch aufstieg. Letztlich sind wir so langsam an der Insel vorbeigefahren, dass wir noch etwas länger hätten schlafen können, doch im Anbetracht des Anblicks, war niemand unserem Kabinengenossen böse für die Weckaktion.

7.1.2017 - Atmosphärenforscher schulen um

Nach dem gestrigen Misserfolg hält sich meine Motivation heute in Grenzen. Als ich zum Heck des Schiffes gehe, um mir die Zeit mit fotografieren zu vertreiben, entdecke ich die Ansammlung von Menschen am hintersten, untersten Ende des Schiffes. Grund ist der letzte „Trawl“ (im Grunde ein kleines Schleppnetz was für einige Minuten über den Meeresboden gezogen wird) der Projekte, die an der Meeresbiologie interessiert sind. Besonders im Fokus der Aufmerksamkeit ist der Messbecher den Julia in den Händen hält. Neugierig stoße ich zur Gruppe hinzu und entdecke den wohl niedlichsten Bewohner des Südlichen Ozeans: ein ca. Hühnerei großer, roter etwas schüchtern wirkender Oktopus. Die Reaktion aller, die den kleinen sahen, ist von allen durchweg: „Oh wie süß“. Umso trauriger ist es, dass er wie alle anderen biologischen Proben konserviert in Ethanol enden wird. Nun hat dieser Trawl aber nicht nur einen Oktopus zur Oberfläche befördert, sondern auch zwei große Bottiche voll anderen Materials. Und schwupps war die ganze „Atmosphärencontainerbesatzung“ und auch einige andere mit Pinzetten ausgestattet und voll involviert im Durchsuchen der Bottiche nach interessanten Objekten. So kamen schöne Seesterne, schwabbelige Seegurken, stachelige Seeigel, Bryozoen, Korallen, Schwämme und vieles mehr zum Vorschein.  Für uns Atmosphärenwissenschaftler war es eine ganz neue Erfahrung, unsere Proben wirklich mit den eigenen Augen sehen und sogar anfassen zu können. Völlig fasziniert von dieser Schatzsuche, haben wir letztlich trotz kühler und nasser Umgebung weit über eine Stunde am Heck des Schiffes gesessen und mal nicht Partikel sondern Meeresbewohner sortiert. Variatio delectat!

Der russische Weihnachtstag hielt zumindest für die Aerosolwissenschaftler noch ein Geschenk bereit: Während das Schiff still stand und nahezu kein Wind ging, hatten wir das Vergnügen wirklich saubere, verschmutzungsfreie  Bedingungen vorzufinden mit Partikelkonzentrationen, die bis auf 60 Partikel pro Kubikzentimeter runtergingen. Zum Vergleich: ein zertifizierter Reinstraum hat die Anforderung von höchstens 100 Partikeln pro Kubikzentimeter!

Foto: Markus Hartmann, TROPOS

Foto: Markus Hartmann, TROPOS

6.1.2017 - SPIN Reanimation

Heute sollte der große Tag sein an dem das Eisnuclei-Spektrometer wieder Leben in Form von Kühlmittel R404A eingehaucht wird. Der entsprechende Techniker der Crew kommt auch zur vereinbarten Zeit und nach einigen Minuten ist im Kühlkreislauf wieder der statische Druck, der sein soll. Nach dem der Techniker weg ist, starte ich gespannt das Instrument, stelle aber bald ernüchternd fest, dass es immer noch nicht richtig kühlt. Zu allem Überfluss habe ich so auch das Gruppenfoto verpasst. Das war bis jetzt definitiv einer der deprimierendsten Tage.

5.1.2017 - Mit Zodiac-Fahrern möchte man doch nicht tauschen

Wir sind an der dritten Insel des ersten Legs angekommen: Kerguelen! Auch wenn es hier im Grunde wieder europäischer Boden ist und es für Europäer keine Einreiserestriktionen gibt, durchkreuzt auch hier das Wetter die Pläne, die Freiflüge über die Insel starten zu können. Einige Expeditionsteilnehmer wurden aber bereits am Morgen auf der Insel abgeliefert und diese müssen nun im Laufe des Tages zurück zum Schiff gebracht werden. Da die Helikopter bei Wind von teilweise über 20 m/s nicht starten können, müssen die Zodiacs, im Grunde stabilere Schlauchboote ran. Bis jetzt hielt ich den Job des Zodiacfahrer für sehr gediegen und habe die Jungs sogar beneidet, dass die immer an die Inseln fahren dürfen, doch heute hätte ich nicht unbedingt mit ihnen tauschen wollen. Der starke Wind bläst den Zodiacinsassen ständig die Gischt ins Gesicht und Wellen schwappen auch gerne mal ins Boot hinein. Ohne entsprechende Schutzanzüge wäre man sicherlich in einer Minute völlig durchnässt. Beeindruckend war es auch zu sehen wie ein Zodiac minutenlange versucht hat, seine Passagiere am Steg des Schiffes abzuliefern, aber einfach nicht gegen Wind und Wellen ankam und letztlich seinen Versuch abbrechen musste und umdrehte. Von meinem Standpunkt auf dem Monkey Island konnte ich nicht sehen, wo und wie alle wieder ins Schiff gekommen sind, aber letztlich waren doch alle wieder an Bord

Zudem hatten wir vom Atmosphärencontainer einen „Maintenance Tag“ eingeplant, um verschiedenen Geräte wieder fit zu machen. So hat zum Beispiel ein Gerät, das die fluoreszierenden Biopartikel misst, nun eine externe Pumpe verpasst bekommen und kann nun wieder kontinuierlich seiner Aufgabe nachgehen. Das Gerät zum Isoprenkonzentrationsmessung verweigert leider auch weiterhin seinen Dienst und das Wiederauffüllen des Kühlkreislaufes des Eisnucleispektrometers wurde auf morgen vertagt, weil da wohl erst der russische Techniker Zeit hat.

Foto: Markus Hartmann, TROPOS

Foto: Markus Hartmann, TROPOS

4.1.2017

„P/T Modul Fehler“ am LowVol! Nach dem Stromausfall von gestern sah es heute ganz nach dem Beginn einer Pechsträhne aus, als mich auch der Low Volume filter sampler mit einer Fehlermeldung begrüßte. Wobei hier die Lösung einfach in mehrmaligen Stecker ein- und ausstecken bestand… wären doch bloß alle Probleme so zu lösen.

Nachdem alle Versuche der vergangenen Tage SPIN zum Laufen zubekommen nicht von Erfolg gekrönt waren, habe ich das nun O.K. vom TROPOS bekommen den russischen Techniker von der Schiffsbesatzung für das Kühlmittel auffüllen an SPIN zu lassen. Ich hoffe nur es bringt was und wir bekommen endlich auch online in-situ INP Daten.

3.1.2017 - Niemals den Tag vor dem Abend loben

Ein recht ereignisloser Tag, der nur durch seinen recht starken Seegang und dem beeindruckenden Wellenbrechen der Akademik Tryoshnikov hervorsticht, endete mit einem kleinen Schock. Um etwas an SPIN zu checken bin ich abends noch einmal in den Container gegangen. Und wundere mich schon beim Türöffnen, was drinnen so penetrant piept. Nach dem Türöffnen zunächst Erleichterung, weil das Licht noch angeht und ich SPIN noch brummen höre. Leider ist SPIN aber auch fast das einzige was noch brummt: Ein Großteil der Instrumente ist ohne Strom! Nachdem ich als Quelle des Piepens die eine USV, die so das Erreichen ihrer Kapazität mitteilt, ausfindig gemacht habe, laufe ich schnell ins Lower Deck und hole Julia dazu. Zusammen checken wir alle Instrumente und stellen erleichtert fest, dass alles heil geblieben ist und letztlich nur ca. eine halbe Stunde Daten verloren gegangen ist. Grund für den Stromausfall waren zwei Sicherungen, die rausgeflogen sind. Bleibt zu hoffen, dass sich das nicht wiederholt.

Foto: Markus Hartmann, TROPOS

Foto: Markus Hartmann, TROPOS

1.1.2017 - Not so happy new year

Für die Gewinner der Weihnachtslotterie ist auch die Ile de la Possession, die im Laufe des Neujahrstages verlassen wurde eine Enttäuschung, da auch hier die Flüge wegen schlechtem Wetter abgesagt werden mussten. Der Weg ins neue Jahr wurde großzügiger weise mit noch mehr Wein der ACE-Patronen geschmiert und auch die Crew hat sich ihre wohlverdiente Auszeit genommen. In Teilen wurde auch noch einen Tag nach der Jahreswende weitergefeiert und so war man doch froh, dass man vor einer Insel vor Anker lag. Es muss aber auch erwähnt werden, dass die Crew im Großen und Ganzen sehr hilfsbereit und kooperativ den Wissenschaftlern gegenüber tritt!

28.12.2016 - Science has no borders?

Wir verlassen Marion Island wieder. Wegen schlechten Wetters wurden die Flüge der Weihnachtslotterie abgesagt. Aber auch die regulären Landgänge der Forschungsteams sind beeinträchtigt. Auch wenn niemanden die Schuld trifft, drückt es schon etwas auf die Stimmung. Aber auch sonst hat die Stimmung einen gewissen Tiefpunkt erreicht. Wie zum Hohn verabschiedet uns die Insel auch noch mit einem Regenbogen über der Forschungsstation.

Marion Island. Foto: Markus Hartmann, TROPOS

Marion Island. Foto: Markus Hartmann, TROPOS

25.12.2016 - Stollen im südindischen Ozean

Das große Weihnachtswunder ist ausgeblieben und SPIN funktioniert leider immer noch nicht, aber erfreulich ist, dass wir heute deutlich weniger häufig in der Abgasfahne des Schiffes sind, als es die letzten Tage der Fall war. Ein zusätzliches Schmankerl war die „Christmas Lottery“, bei der Rundflüge mit dem Helikopter um die erste der vier Inseln auf leg 1 verlost wurden. Da unser Projekt keinerlei Landgang oder sonstige Aktivitäten beinhaltet, durch die man der Insel näher kommen würde, bin ich ganz besonders froh, zu den Gewinnern zu gehören. Zum „Christmas Dinner“ hat die Kombüse ordentlich aufgetischt, Berge an gebratenen Enten und anderen Tieren (für Vegetarier war das Essen leider sogar noch enttäuschender als das normale Essen). Dazu gab es Wein von den Weinbergen des ACE Sponsors, Frederik Paulsen und von denen seines Freundes Pascal Danglas, welche beide auch mit an Bord sind. Das opulente Mahl, fand sein Highlight dann im Wichteln! Vor Beginn der Expedition waren wir aufgefordert ein kleines Wichtelgeschenk mitzubringen, welches im besten Fall typisch für unser jeweiliges Land ist. Und so fand ein kleiner Weihnachtsstollen vom Leipziger Weihnachtsmarkt seinen Weg auf einen russischen Eisbrecher in den südindischen Ozean in die Hände von Ibrahim Sharaf, Präsindent der Sharaf Gruppe, einem weiteren Gast der ACE Foundation… die Welt ist wirklich ein absurd kleines Dorf.     

24.12.16 - Weihnachten im südwestlichen Indischen Ozean

Bewölkt und knapp unter 10°C… obwohl das Wetter ähnlich wie zu Hause in Deutschland ist, kommt richtig weihnachtliche Stimmung trotzdem nicht auf. Die Kombüsencrew hat zwar auch die Messe dekoriert, aber die glitzernden, grellbunten Dekoelemente erinnern mich eher an Fasching als an Weihnachten. Es wird auch eine Weihnachtsfeier geben, aber an internationale Gepflogenheiten angelehnt, findet die Feier erst am 25. statt. Ein etwas makaberes Weihnachtsgeschenk haben wir aber zwischen den Containern gefunden: Einen toten Vogel, der wohl mit Schiff oder Container kollidiert ist. Der Ornithologe an Bord klärte uns auf, dass es sich um einen Salvin’s Prion handelt und dass diese Vögel leicht von Lichtern in der Nacht abgelenkt werden, was den Unfall erklärt (Nachtrag: Als Konsequenz von mehreren toten Vögeln werden inzwischen in der Nacht alle unnötigen Lichter ausgemacht und auch die Bullaugen verschlossen). Nach dem toten Vogel war ich erleichtert als ich auf meinem Weg zu den Filtersammlern im Monkey Island zwei lebende Vögel fand. Die beiden wurden vom Ornithologen als Broad-billed Prions identifiziert, untersucht und fachgerecht wieder freigelassen.

Daher verläuft mein erstes Weihnachten auf See wenig weihnachtlich, aber in gewissen Sinne wenigstens besinnlich.

Foto: Markus Hartmann, TROPOS

Foto: Markus Hartmann, TROPOS

21.12.2016

Noch fühlt es nicht an wie eine Fahrt um die Antarktis: 24°C und Sonnenschein! Und erfreulicherweise bin ich auch seefest. Leider geht es anderen, nicht ganz so gut, sodass das Schiff die ein oder andere Taufe empfängt.

20.12.2016 - In See stechen

Heute geht sie endlich los, die Umrundung der Antarktis auf dem russischen Eisbrecher Akademik Tryoshnikov im Rahmen von ACE. Nach einem Presseevent am Pier legen wir unter Alphornklängen einer Schweizer Musikerin nun endlich ab! Alle Instrumente im Atmosphärencontainer von ACE-SPACE laufen, bis auf SPIN, den Eisnucleispektrometer, der nicht so weit runterkühlt, wie er sollte. Auch wenn wir hier im Hafen schon viel versucht haben, um SPIN wieder zum laufen zu kriegen, habe ich aber die Hofffnung noch nicht aufgegeben, dass es die nächsten Tage auf See irgendwann klappen wird. Auch wenn wir schon abgelegt haben, geht es allerdings nicht sofort auf See, sondern erst einmal zu einem anderen Pier im Kapstädter Hafen wegen der emmigration procedure. Diese zieht sich unglaublich lange hin, weil, laut Gerüchteküche, wohl vermutet wird, dass eine Leg 0 Teilnehmerin, die schon auf dem Weg nach Hause nach Australien ist, doch noch an Bord sei (was sich letztlich natürlich als falsch herausgestellt hat). So kommt es, dass ich meine erste Nacht auf dem Schiff gar nicht auf offener See, sondern doch ziemlich ruhig im Hafen beginne. Den richtigen Beginn der Fahrt gegen Mitternacht hätte ich dann sogar fast verschlafen.